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PotsTausendPlatz

Irgendwann. Berlin. Potsdamer Platz. Ein kleines indisches Restaurant zur Mittagszeit. Draußen Schneematsch, Nebel, Feuchte. Der Verkehr rauscht vorbei, Matsch wird auf die Fenster gespritzt. Polizisten sind im Vierer-Trupp unterwegs auf Streife. Eintritt durch die offene Tür ins vollbesetzte Restaurant, der Lärmpegel ist fast erschlagend.

Links von der Tür in der Mitte des Raumes sitzen etwa zwanzig Personen, ach nee: Männer, an einem langen Tisch zusammen. Twentysomethings. Dresscode: dunkler Anzug, Krawatte. Glattrasierte Gesichter. Irgendeine Anwalts- oder Beratungskanzlei. Sicher ein ‚New-Year-Lunch‘. 

Bambus an den Wänden, braune  und gelbe Farben bestimmen den Raum, große flache runde Deckenleuchten spenden nur spärliches, gedimmtes Licht. Senffarbene Stühle auf dunkelgrünem Linoleumboden, großzügige Blumendeko nebst asiatisch anmutenden Schirmen aus Stoff geben dem Raum eine sehr spezielle Note. 

Unablässig strömen neue Gäste herein, werden Stühle gerückt, Rechnungen angefordert, Mäntel geholt, Tische abgeräumt. Unentwegt ist das Servicepersonal unterwegs, große Tabletts mit Lamm- und oder Hühnchen-, Gemüse- und Cnurrygerichten, Reis und Salat sowie Getränken  werden balanciert. 

Ganz links am Kanzlei-Tisch sitzt eine junge, hagere, pickelige Nachwuchskraft. Der Kragen des weißen Businesshemdes ist dem jungen Mann wesentlich zu weit und schlockert ein wenig um den schmalen Hals. Die große Hornbrille täuscht über so manches hinweg. Der Seitenscheitel ist exakt gezogen, der Rest mit viel Gel in einer großen Welle fixiert. Aufmerksam hört er dem Monolog des einzigen Bartträgers zu, nickt, pflichtet bei, schaut wichtig, legt die Stirn in Falten, gestikuliert mit einem Tischnachbarn.  Dann die Weisung: er bezahlt für alle. Aufbruch. 

Was sagt mir das alles?

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